Energieeffizient wohnen: In Stuttgart ist der Sanierungsbedarf am größten

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Symbolbild zum Thema Sanierungen | ©: Asinno auf Pixabay

Möglicherweise müssen Immobilienbesitzer schon bald tief in die Tasche greifen. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen gibt es seitens der Bundesregierung neue Vorgaben bezüglich der Heizungen. Schließlich stammen etwa ein Drittel aller Kohlendioxid-Emissionen von Gebäuden. Diese sollen bis 2045 klimaneutral werden, so das ambitionierte Vorhaben. Hinzu kommt, dass das Europäische Parlament neue Mindeststandards bezüglich der Energieeffizienz von Gebäuden durchzusetzen. Das bedeutet im Klartext, dass die energetische Sanierung von Immobilien Pflicht wird. Der Immobilienmakler von Poll hat deshalb im Rahmen einer Studie untersucht, wie groß der Sanierungsbedarf in Deutschlands Metropolen ist. Dabei stellte sich heraus, dass der Bedarf an Sanierungen in Stuttgart am größten ist, dicht gefolgt von Hamburg, während die Immobilien in Leipzig und Berlin bestens gerüstet sind.

Was ist geplant?

Der Vorstoß des Europäischen Parlaments zielt darauf ab, europaweit neue Energieeffizienzklassen für Gebäude einzuführen, wobei schon jetzt ersichtlich ist, dass die Anforderungen strenger werden. Zumindest grob können sich Immobilienbesitzer aber an den noch gültigen Energieeffizienzklassen in Deutschland, die von A+ bis H reichen. Betroffen sind wohl demnach Eigentümer, deren Immobilien in die Klassen von E bis H eingestuft sind.

Was bedeuten die EU-Pläne für Stuttgart?

Laut der aktuellen Studie erreichen in Stuttgart 15,2 Prozent der Immobilien lediglich die Energieklassen F bis H, neun Prozent die Klasse E. Gebäude mit der Effizienzklasse E müssen bis 2033 energetisch saniert werden, um den Energieverbrauch zu senken. Gebäude der Klassen F bis H müssen bereits bis 2030 nachgerüstet sein. 76 Prozent der Immobilien, die in Stuttgart angeboten werden, erfüllen auch die neuen energetischen Standards.

Etwas besser sieht es im Stuttgarter Umland aus, wo immerhin bereits 83 Prozent der Gebäude die Standards erfüllen, während sieben Prozent die Energieeffizienzklasse E erreichen und zehn Prozent die Klassen F bis H. Im Vergleich der Metropolregionen liegt Stuttgart immerhin im Mittelfeld. Spitzenreiter sind auch hier die Metropolregionen Leipzig und Berlin, Schlusslichter sind Köln und Hamburg.

Wie ist die Lage auf dem Stuttgarter Immobilienmarkt

Weil Stuttgart sowohl das wirtschaftliche als auch das politische Zentrum Baden-Württembergs ist, zählt die sechstgrößte deutsche Stadt zu den attraktivsten Wohnorten der Republik. Das spiegelt sich natürlich auch auf dem Immobilienmarkt wider. Das und die Kessellage der Stadt, die ein weiteres Wachstum nur begrenzt möglich macht, führt zu hohen Immobilienpreisen, einem geringen Leerstand und einem Nachfrageüberhang. Das heißt, dass die Nachfrage größer ist, als das Angebot.

Der Aufwärtstrend hinsichtlich der Preise schwächt sich in jüngerer Vergangenheit aber ein wenig ab. So sanken die Preise für Eigentumswohnungen im dritten Quartal 2022 um 1,4 Prozent, bei Bestandshäusern um 1,6 Prozent. Neue Häuser kosteten hingegen um 0,3 Prozent mehr, bei Neubauwohnungen lag das Plus bei 0.2 Prozent. Ein weiterer Preisauftrieb lässt sich nach Dafürhalten des Gutachterausschusses der Stadt Stuttgart nur durch Neubauprojekte stoppen. Die unsichere Lage, die von Rohstoffmangel, Ukraine-Krieg und Energiekrise geprägt ist, hat 2023 allerdings zu einem Baustopp geführt, auch wenn einige Immobilienprojekte in Planung sind oder bereits in Angriff genommen wurden.

Fazit:

Die von der Gesetzgebung verordneten „Zwangsmaßnahmen“ werden dazu führen, dass viele Immobilieneigentümer, Vermieter, oder ganz einfach die „Häuslesbesitzer“, welche in ihren eigenen vier Wänden wohnen überfordert sein werden. Normale Sanierungsmaßnahmen, wie vielleicht eine Flächenreinigung mit Hilfe von Trockeneisstrahlen in Stuttgart welche von manchen Firmen angeboten werden, werden vielleicht hintenangestellt, dahingegen Dämmmaßnahmen und energetische Sanierungen der Vorrang gegeben. Oder eigentlich nötige (Schönheits-)Reparaturen und Instandhaltungen bleiben auf der Strecke, weil die geforderten Maßnahmen Priorität haben.

Fakt ist, dass eine große Verunsicherung entstanden ist und wer bis jetzt gedacht hat, dass seine „Altersvorsorge in der Form der eigenen vier Wände“ eine sichere Sache war, der zweifelt nun an dieser Vorstellung. Denn auch die fürs Alter geschaffenen Rücklagen (wenn man welche hat), werden nun vorzeitig aufgebraucht. Und die stark gestiegenen Zinsen bauen zusätzliche Hürden auf, um die von der Gesetzgebung verordneten Maßnahmen überhaupt finanzieren zu können. Zwar versucht die Politik zu beschwichtigen – niemand wird alleingelassen – aber ist dies realistisch und glaubhaft? Wieviel tausend Milliarden sind denn nötig um all die geforderten Maßnahmen in den nächsten 10-15 Jahren bundesweit umzusetzen? Eigentlich kann man sich nur selbst beruhigen und sagen: eigentlich Wahnsinn, aber man kennt auch den weisen Spruch: nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Mai 2023



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