Fruchtkasten

Fruchtkasten in Stuttgart  / Stuttgartbild Nr. 14148105
Fruchtkasten in Stuttgart | ©: Yuriy Davats - Fotolia

Sie interessieren sich für die architektonische Geschichte der Stadt Stuttgart und möchten eines der ältesten Häuser der Metropole kennen lernen? Dann bietet sich ein Besuch im Fruchtkasten geradezu an! Doch nicht nur das: Der Fruchtkasten beeindruckt nicht nur mit seiner spätgotischen Architektur, sondern beherbergt auch noch die faszinierende Sammlung historischer Musikinstrumente des Landesmuseums Württemberg. Kunst und Kultur verbinden sich an dieser Stelle zu einem harmonischen Gesamtbild.

Zunächst einige Fakten zur Geschichte des Fruchtkastens:

Das genaue Baudatum des Fruchtkastens lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei rekonstruieren. Fakt ist jedoch, dass die erste urkundliche Erwähnung dieses Gebäudes aus dem Jahr 1393 stammt. Damals hieß das Haus jedoch noch nicht „Fruchtkasten“, sondern wurde schlicht und einfach als „Kelter hinter dem Stiftskirchhof“ bezeichnet, was neben der eigentlichen Funktion des Gebäudes auch auf die Nähe zur bis heute bekannten Stiftskirche in Stuttgart schließen lässt.

Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte wechselte die Funktion des Gebäudes jedoch mehrmals. Ab dem Zeitpunkt, als es nicht mehr als Kelter genutzt wurde, fand es in Form eines Kornspeichers Verwendung, und genau diesen bezeichnete man in der damaligen Zeit auch als „Fruchtkasten“. Und so hat sich der originelle Name bis in die heutige Zeit gehalten, obwohl das Haus schon seit Jahrhunderten nicht mehr als Kornspeicher genutzt wird.

Einen entscheidenden Einschnitt erlebte der Fruchtkasten, als Baumeister Heinrich Schickardt im Jahr 1596 den Schlossplatz (damals „Schloss- und Kanzleiplatz“ genannt) gestaltete. In diesem Zuge war es notwendig, die Form des Gebäudes grundlegend zu verändern. Es wurden insgesamt fünf Meter abgetragen, gleichzeitig gestaltete man die Fassade komplett neu – es entstand die bis heute bekannte Renaissance-Optik. Die damals errichtete Original-Fassade blieb bis 1944 bestehen. Durch einen Angriff der Alliierten brannte das Haus dann allerdings völlig nieder. Es sollte schließlich bis weit in die 50er-Jahre dauern, ehe die notwendigen Kapazitäten vorhanden waren, um den Fruchtkasten vollständig zu restaurieren. Dabei gab man sich größte Mühe, auch die Fassade in ihrer seit 1596 bestehenden Form wieder aufzubauen, was letztendlich sehr eindrucksvoll gelang. Lediglich die Rückfront des Hauses musste massiv verändert werden, damit der vorgesehene Heizungskeller untergebracht werden konnte.

In den Nachkriegsjahren und nach der Restaurierung des Fruchtkastens entwickelte sich dieser immer mehr zu einer gut besuchten Touristenattraktion. Und so lag es nahe, das historische Gebäude als Ort für ein ganz besonderes Museum zu wählen – die Musikinstrumentensammlung des Landesmuseums Württemberg. Die ältesten Instrumente stammen dabei aus der Zeit der Renaissance, passen also sehr gut zum Charakter des Hauses. Nichtsdestotrotz kann der Besucher die teilweise sehr spannende Geschichte ausgewählter Musikinstrumente bis in die heutige Zeit hautnah verfolgen. Hier geht es allerdings ausschließlich um die mechanische Musikerzeugung, die Weihen der modernen Elektronik bleiben unbeachtet.

Der Besucher wird in das ganze Spektakel interaktiv eingebunden, er kann sich also nicht nur die jeweiligen Instrumente ansehen, sondern auch ihren Klang anhand von Audiofiles genießen und mit anderen Instrumenten vergleichen. Und so ist der Fruchtkasten heute ein idealer Anlaufpunkt für Jung und Alt – eben für alle Menschen, die sowohl für Kunst- als auch für Kulturgeschichte etwas übrig haben. In regelmäßigen Abständen wird der Fruchtkasten darüber hinaus zum besonderen Konzertsaal, dann erwachen die historischen Instrumente zum Leben und werden von jungen, talentierten Musikern gespielt. Wenn Sie die Möglichkeit haben, einem solchen Event beizuwohnen, sollten Sie das auf keinen Fall verpassen!

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